Mittwoch, 15. August 2012

Rezension der Ausstellung "unterwegs", WR 7.8.2012






 Foto: Andreas Blauth





Am letzten Sonntag hatte ich Galeriedienst; jemand hatte mir eine Zeitungsseite der Westfälischen Rundschau hingelegt: die Besprechung meiner Ausstellung. Es gibt sie manchmal noch, die "gute alte", klassische Rezension, wo doch meist nur noch schnell notierte Vorankündigungen erscheinen, die nichts anderes sind als gekürzte Abdrucke der Pressetexte vom Veranstalter. Leider ist sie nicht online erschienen; sie einfach abzutippen verbietet mir das Copyright; so versuche ich eine Zusammenfassung, vermengt mit eigenen Assoziationen:

Martin Krehl schreibt über mich, nennt mich „Menschenfängerin im künstlerischen Sinne“. Er kennt mich von ganz früher, aus den 70er Jahren, kennt meine ersten kleinen Landschaftsexperimente, die ziemlich surreal-versponnen waren, postkartengroß und „dekorativ-leicht und locker“. Er erinnert sich, wie ich diese Miniaturen auf Tapeziertischen zum Verkauf anbot.
In dieser Zeit, so sagt er weiter, hatte Hagen „eine vielfältige Galerie-Szene“, zählt sie alle auf, Hartmut Kochs Keller, die Galerie Oben, Schlieper auf der Elfriedenhöhe, Hans-Werner Gey in der Lützowstraße (Schlieper und Gey waren, merke ich mal an, auf meiner Vernissage am 5.8.2012 – was mich freut). Nun sei, heißt es weiter, die Hagener Szene bei weitem nicht mehr so bunt. Ich hätte, konstatiert Krehl, (sozusagen parallel dazu) die Farbe (anscheinend auch) fast völlig verloren, „an Intention, an Ernsthaftigkeit hat sie deutlich gewonnen“. – Wäre natürlich schlimm, wenn nicht! Immerhin sind 35 Jahre ins Land gegangen. Der Autor scheint beinahe die Leichtigkeit (in meinen Bildern) von früher zu vermissen. Wahrscheinlich kennt er meine Landschafts-Panoramen nicht (bzw. es hätte zu weit ab geführt, auf sie Bezug zu nehmen), in denen sich die Luftigkeit meiner frühen Arbeiten sicher noch finden lässt.

Dass ich Mutter von vier Kindern bin, sage ich selten; Krehl hat es vermutlich dem Katalog entnommen, aus dem Text einer Freundin herausgepickt. Es hat ja eigentlich kaum Einfluss auf die Kunst – ich erinnere mich allerdings, dass Kunst oft unter erschwerten Bedingungen stattfinden musste. Oft nachts.

Die Menschen-Fängerin bezieht sich natürlich auf das „Fangen“ meiner Menschen-Porträts. Leider, so stellt Krehl fest, kamen nur wenige Vernissagebesucher, „Blauths Arbeiten haben indes eine deutlich höhere Frequenz verdient“ (danke, freut mich). Da die Vernissage mitten in die Sommerferien fiel, war ich mit den „kaum zwei Dutzend“ Besuchern allerdings zufrieden, vor allem, weil sich auch nach Vernissage-Ende immer noch neue Interessierte einfanden.
„Ohne Posen, ohne absichtliche Grimassen“, „mit dem ganzen Ausdruck der Persönlichkeit“, so beschreibt der Autor meine Menschenbilder, die er – ganz wie Tina Willms in ihrem Katalogtext – als Kontrapunkt zum Menschenbild in der Werbung, das plakativ-geschönt und bisweilen ziemlich laut präsentiert wird. Ikonen des Alltags setze ich dagegen; so habe ich sie selbst genannt.
Martin Krehl lässt sich auf die „Wandobjekte“ ein, die ich aus Einzelbildern komponiert habe: „Jedes Bild für sich wirkt schon, in der wandhohen Geballtheit imponieren sie als wirkliche ‚Ikonen das Alltags‘.

„Marlies Blauth“, so fährt er fort, „schreibt seit einigen Jahren auch Gedichte. Ihr schönstes fängt an mit ‚Ich fahre in die Zeit und nehme Menschen mit, die bleiben…‘ Die Menschen auf ihren Portraits, obwohl von niemandem wiederzuerkennen, bleiben. Im Kopf des Betrachters.“

Mit meinem Tagebuch – Stundenbuch konnte Krehl anscheinend weniger anfangen: „In ihrer Intention gestelzter und sperriger daher kommt die in der Hagenring-Galerie vom Fußboden hoch korrespondierende Collagen-Konstruktion […]. Hier verfremdet sie Buchstabenkombinationen aus Verpackungen zu neuen, zunächst singulären Inhalten auf Begriffstafeln. Nur der ‚Mensch‘ über allem hängt in Augenhöhe.“

So ist es (auch wenn ich den Begriff „gestelzt“ etwas unfair finde – aber so ist das mit den Rezensionen!).

Ich sage danke und schicke herzliche Grüße in die WR-Redaktion Hagen!


... und seit heute Nachmittag auch online: DerWesten




 














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