Freitag, 20. November 2015

☙ HerbstStunde 20 ❧












Is doch so:
Alles weit wech –
sogar durche Erinnerung
musse mit’m Auto fahren.
Die neue Bebauung
is‘ne Wüste, und –
ich sach ma ganz philosophisch –
die Ufer an meiner Lebensstraße
sind so richtich ausgeweidet.

Ich denk an die Zechenhäusken
von damals
(und da wohnt mein Hääz
immer noch, logo)
wie ich mit Oppas Fahrrad
durche Gegend kutschiert bin –
weiße noch, wie schön dat gesungen hat
aufe Straße, und über mir
knallblauer Himmel,
den hasse sogar im Goldpapier
vonne Klümpkes gesehen –

und inne Nachbarschaft saßen se
dann am Feiera‘md draußen
die Frauen im Kittel
die Männer im Unterhemd
unterm Birnbaum

Und wat is heute?
Rollrasen, saubergefegt –
und dat stimmt ja auch alles gar nich.
Guck inne S-Bahn-Station:
Da siehsse, wie die Wörter,
die uns nich mehr einfallen,
anne Wand gesprayt sind und
traurig runtertränen.











Bild und Text: © Marlies Blauth
Dieses Gedicht entstand im Rahmen des frapalymo-Projekts von Sophie Paulchen.
Ich habe das Gedicht „Man könnte sagen …“ in (gemäßigtes) Ruhrdeutsch übersetzt.
Der Originaltext ist auf S. 8 dieser Leseprobe zu finden.









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