Heimat
Längst war es mir eng geworden
das alte Kleid.
Vielleicht würde es
irgendwann wieder passen.
So nahm ich es jedesmal mit
wenn ich weiterzog.
Manchmal hasste ich
seine strengen Muster und Linien
auf biederfarbenem Grund –
fühle noch, wie sie mein Leben gravieren
und keine Ruhe halten.
Und es gibt Stellen im Stoff
die reißen mir bis in die Haut
wenn ich hindurchsehe heute.
Das Gewicht mancher Worte
sprengt meinen Hals.
Aber da sind auch Blumengebilde.
Ich sehe in Vaters Garten zurück
in Wolken aus Blüten
mittags, wenn alles
farbgetaucht schwieg.
Mein Kleid trug ich gern
wenn wir mit Freunden aßen –
Abendwein tranken zum Brot
Glockenklang
von den Hügeln wehte.
Der Sommer, der in die Landschaft lacht
ist der letzte.
Ich nehme den schütteren Kleiderstoff
falte ihn rotverwaschen
und weiß.
Bild und Text: © Marlies Blauth
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