Montag, 28. Oktober 2024

Gedicht [unterwegs]

 











unterwegs

  

für manche Tage muss man zuerst

den passenden Schlüssel finden

kommt überallhin zu spät

weil der Zug nicht fährt

und der nächste auch nicht

 

dem kleinen Gespräch im Wartehäuschen

wachsen Fangarme mit der Zeit

man möchte keine Lebensgeschichten hören

 

gedankenverloren sucht man

das Wesentliche in Herbstschubladen

entdeckt in den Ecken Blätter

vom letzten Jahr

 

während die Ungeduld

auf dem Trommelfell schaukelt

 

im Bus ist der Motor laut

dröhnt zwischen die Sätze des Gegenübers

die Höflichkeit nickt

möchte gern aussteigen

doch das Ziel ist noch weit

 

man rennt

mit dem Tag um die Wette

 

endlich

zu Hause

der Abend ist warm

das Lächeln echt

 

 

 

 

 

 

 

Text und Bild © Marlies Blauth

 










 


Mittwoch, 23. Oktober 2024

Blick in meine aktuelle Ausstellung

 










fragilis Ausstellung

in der Evangelischen Kirche Osterath

Alte Poststraße 15

40670 Meerbusch

 

bis 24. November 2024

 


























Samstag, 5. Oktober 2024

Jahrbuch Lyrik 2024

 










 

Gedicht Immortellen

 

in: Jahrbuch Lyrik 2024, Hg. AG Literatur, Edition AS, St. Wolfgang / Austria 2023

ISBN 978-3-903335-35-6

 








 


Montag, 30. September 2024

Gedicht [unter dem Turm]

 








unter dem Turm

aus Freude, Sorge und Hoffnung

haben die Menschen jahrhundertelang

Worte gesucht und gefunden

haben sie ausgesprochen

gesungen

zu Gott getragen –

gespürt

wie Seelenverletzung

mit Gnade verbunden wird

und geheilt

jeder Neubeginn

ist ein Augenblick ins Paradies:

wenn die Kraft der Sonne

Minuten aus Gold in den Tag legt

Taten Ideen quellen und sprühen

mutig demütig

wie von den Heiligen

keine künstliche Intelligenz

nein –

himmlischer Geist

 

 

 

 

 

 

 

Text und Bild © Marlies Blauth










 




Donnerstag, 26. September 2024

[Glosse] Grüße aus der Provinz

 





Grüße aus der Provinz

 

Das muss eine Glosse werden … auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie. Denn der Sachverhalt ist etwas spärlich. Aber genau darum geht’s: Alles etwas dünne.

Gestern bekam ich Post: Man – das heißt: „meine“ Stadt, in der ich wohne und arbeite – gratulierte mir „zum 2. Platz mit Ihrem [= meinem] Werk“. Ja, ich hatte an einem Kunstwettbewerb teilgenommen. Zum zweiten Mal: Beim ersten landete ich, mit einer anderen Arbeit natürlich, auf Platz 3. Damals gab ich ein Sümmchen Geld aus, für ein Ensemble aus 15 Leinwänden und die Druckvorlage – was aber niemanden interessierte, auch nicht, als ich es auf eine Platzierung schaffte. Der „Lohn“ für uns Auserwählte sah vielmehr so aus, dass ein paar (wenige) Poster mit dem Werk an ausgesuchten Bushaltestellen-Häuschen installiert wurden. Wohl als Werbung … oder so. Leider erfuhr man als KünstlerIn nicht einmal, wo genau – man musste folglich die Wartehäuschen selbst abklappern. Um dann nicht schlecht zu staunen, dass – in meinem Fall jedenfalls – der Entwurf nur zum Teil übernommen worden war, man hatte einfach die Ränder abgeschnitten (deren Farbe wir gut austariert hatten …) und, damit die Proportionen wieder stimmen, auch noch einen Teil meiner Zeichnungen auf die Hälfte gekappt. Oh je.

Da es auch noch andere Dinge gibt, die wir KünstlerInnen nicht so toll finden, boten wir „der Stadt“ an, uns bei solchen Projekten zukünftig um Rat zu fragen. Wäre natürlich mal wieder für umme – aber Professionalität würde ja nix schaden. Wir sprachen natürlich auch ehrlich aus, was bei diesem Wettbewerb nach unserem Dafürhalten (heißt: eigentlich für jeden erkennbar) schiefgegangen ist.

Der nächste Wettbewerb war da schon in der Pipeline: Ein schwieriges Thema und viel zu wenig Vorbereitungszeit. Soweit ich weiß, quittierten das die hiesigen Künstlerinnen und Künstler mit Nicht-Teilnahme.

Kann sein, dass ein weiterer Wettbewerb folgte. Bei einem weiteren Gespräch betonte ich nochmals, dass diese Statuten – vor allem die Präsentation an Bushaltestellen – einfach nicht zu professioneller Kunst passen. Dass zumindest die Materialkosten erstattet werden sollten usw.

Nun also bekam ich eine erneute Wettbewerbs-Einladung. Diesmal ohne Thema … Och, dachte ich, versuch ichs doch nochmal, denn diesmal würden wenigstens zusätzliche (Material-)Kosten wegfallen: Es gab ein Bild, das schon viel Resonanz bekommen hatte, ja, fast angekauft worden wäre, wenn der Interessent nicht ein größeres Format hätte haben wollen – und ein hochauflösendes Foto dieses Bildes hatte ich auch.

Und ich war, neugierig und optimistisch zugleich, davon überzeugt, dass „man“ unsere Kritik wenigstens zu einem kleinen Teil angehört und beherzigt hat, dass zumindest einige Details nun anders laufen würden. Zum Beispiel könnte man unsere Originalbilder ja in einem wetterfesten Raum präsentieren, was eine gewisse Wertschätzung ausdrücken würde.

Aufgrund einiger Personalwechsel in der Zwischenzeit hätte das durchaus sein können … aber: mitnichten.


Im gestrigen Brief – der sich schon auf dem Weg ins Altpapier befindet, ich musste nur noch schnell einer Freundin daraus zitieren – wird mir, siehe oben, nett gratuliert. Dann berichtet man mir noch, wer den 1. Platz errungen hat; Platz 3 scheint es mangels Masse gar nicht zu geben. So weit, so gut.

Stellt sich allerdings die Frage, was ich nun von meinem Platz-zwei eigentlich genau habe! Ob „ich“ jetzt im einen oder anderen Wartehäuschen hängen darf … nicht einmal das wird mir verraten! Spannend, oder?

 

Zum Thema Bushaltestellen ist noch zu ergänzen, dass ich überhaupt zu den wenigen Doofen gehöre, die die Öffis benutzen: Hier auf dem Land fährt man Auto, die Wohlhabenden unter uns gönnen sich sogar eine Auswahl von zwei oder drei Automobilen und stellen sich ganz sicher nicht irgendwohin, um Bus zu fahren und zuvor noch Kunst zu goutieren. Die rauschen einfach dran vorbei und schauen sich Kunst woanders an.

Schülerinnen und Schüler fahren mit dem Bus – aber vermutlich wäre denen angesagte Werbung lieber als angestaubte Kunst.

 

Währenddessen hängen 22 meiner Arbeiten aktuell in einem Museum. Was für eine andere Welt … Manchmal sage ich hier (nur halb-)scherzhaft: Das Gute an unserem Ort ist, dass man schnell wegkommt.

Zumindest dann, wenn man Kunst macht: Die hängt hier tot überm Zaun und muss woanders zum Leben erweckt werden.

 

 

 

 

 

Text und Bild © Marlies Blauth

 

 

 









Samstag, 14. September 2024

Meine Arbeiten im Osthaus-Museum Hagen

 







100 Jahre Hagenring

Vernissage war am Donnerstag, dem 12. September 2024. Die Ausstellung geht bis zum 10. November '24.

Öffnungszeiten: dienstags bis sonntags 12 – 18 Uhr.


Osthaus-Museum, Museumsplatz 1, 58095 Hagen





 Ruhrgebiet (Kohlestaub-Zeichnungen)

 



Herbarium/ChurchPaintings (Malerei mit Collage)

 






















Anthologie

 






Mit der Anthologie und kein Gedicht will Abschied von dir nehmen hat die „Versnetze“-Reihe von Axel Kutsch einen würdigen Abschluss gefunden. Ihm als Lyriker und Herausgeber u. a. der Versnetze ist dieser letzte, besondere Band gewidmet.

Drei meiner Gedichte sind darin vertreten. Ich freue mich, bin aber auch traurig und voller Respekt und Dankbarkeit gegenüber Axel Kutsch. Vor vielen Jahren schickte ich ihm ein paar Gedichte zum „Drübergucken“, also mit der Frage, was er davon hält. Er meinte, sinngemäß: dass er eins in den 2. Band der Versnetze aufnehmen wolle, sage genug. Und das gab mir den vielleicht allzu oft genannten, aber doch immer wieder wichtigen „Motivationsschub“. Was ich damals nicht zu hoffen wagte: Ich bin in elf von fünfzehn Bänden vertreten. Bis heute nehme ich immer wieder eins dieser Bücher aus dem Regal und lese – Gedichte. Die Auswahl, die Bandbreite ist wirklich faszinierend. 

 

 









und kein Gedicht will Abschied von dir nehmen

Hrsg. Markus Peters / Sabine Schiffner / Amir Shaheen, Verlag Ralf Liebe, Weilerswist 2024