Dortmund-Syburg
Friedhofsruhe –
als hätte der Ort gesündigt
jeden Gedanken daran vergraben
und Engel daraufgestellt
mit ihrem sandigen Lächeln
begrüßen sie fröhlich still
jeden Menschen
– arm oder reich –
weisen auf Schädel
gekreuzte Knochen
fragen nicht
nach dem Glauben
das war früher anders:
da wurden Menschen
– „die Sachsen“ –
zu Christen geschlagen
Zwangstaufen Bücktüren
Bottiche voll mit muffigem Wasser –
so lernten sie christliche Demut
(das Bergpredigen ließ Jesus sein)
ihre Quellen und Heiligtümer
wurden an Petrus verschenkt
vielleicht hat er sich ja gefreut –
immerhin: starker Felsen
Wasser des Lebens
man spürt es hier
Peterspilger
kamen jahrhundertelang
und sangen Dank
dass Gottes Quellen heilig sind
heilen
amen
bis sich die Glaubensdinge
wiederum wandelten:
Proteste der Protestanten
wucherten weit –
heilige Brunnen?
abergläubiger Mensch!
Wasser ist Wasser
folge der Wissenschaft
leer
wurde es:
die Quellen rauschten
versteckt und verdeckelt
von ferne
(wenn du die Stelle weißt:
halte dein Ohr daran)
die Bruchsteinhäuser
sind alt und warm
und erzählen
wenn man sie lässt –
sie blicken auf die Ruinen der Burg
gemauerte Torsi im Sonnenschein
wo Eidechsen wuseln und wohnen
Wanderer kommen leise
und stören nicht
sie haben Kaffee dabei
in Thermobechern
weil es so still geworden ist
(früher kamen Besucher in Bussen
zum Pfefferpotthast)
die Spielbank am Hang
lockt Menschen
mit ihrem Geld ihren Wünschen
ihre Fahrzeuge parken sie vor der Tür
als hätte der Ort gesündigt
Engel betrachten das karge Leben –
feine Spuren legen sie
in die Zukunft
wie klingt die Zeit –
wie das Glockenläuten der uralten Kirche?
Text und Foto © Marlies Blauth
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