wie alte Weisheiten liegen
die Spiegelbilder der Bäume
vor uns
Aus: "in der
Dämmerung" ©Marlies Blauth
Das ist der Klappentext von
"morgens ein Atemzug Winter", einem Gedichtband von @marliesblauth,
der die Schönheit der Natur und der Gedanken feiert. Das Bild auf dem Einband
und die Illustrationen stammen von der Dortmunder Autorin selbst, die als
Dichterin und Künstlerin tätig ist. Folgt ihr, um Infos zu ihren Büchern und zu
ihren Ausstellungen zu bekommen.
Ein feiner, trockener Humor
schwingt in den Texten mit, ein tapferes Verharren gegenüber der
Vergänglichkeit, den Widersprüchen und dem Schmerz des Daseins. So umfasst zum
Beispiel die Überschrift "Krisenklima" (S.47) eine ganze Bandbreite
an Fragezeichen zum Thema, die dann im Gedicht entfaltet wird.
Mein Lieblingsgedicht ist
"Sonnenuntergang in der Nordstadt" (S.15). Mit wenigen, knappen
Pinselstrichen hält Marlies Blauth einen Moment fest, einen gefühlten Eindruck
von dem Kontrast zwischen Großstadt-Fassaden und dem Raum, den ein Garten bieten
würde.
Die Gedichte haben keine
Moral, keine Lehre, sondern sie schmiegen sich an die Realität mit ihrer
Zerrissenheit an. Bei einzelnen Texten wird diese Haltung durchbrochen. Dann
erhascht man einen Blick auf die Autorin und ihre Werte, so zum Beispiel in "der
Garten" (S.55) - ein Hausbau zerstört ein Stück Natur. Mit den Bäumen
stirbt ihr Geheimnis.
Geheimnisvolle Nereiden,
Nymphen und Dryaden tummeln sich in diesem Gedichtband, und es gibt ein
großartiges Brombeer-Gedicht, was mich persönlich sehr freut, weil ich
Brombeeren liebe und sie auch in meiner Fantasy vorkommen. Biografische Texte
dazwischen, behutsame Erzählungen von Nähe und Distanz.
Als Vergleich fällt mir am ehesten Reiner Kunze ein.
Sehr lesenswert!
"morgens ein Atemzug Winter" ist 2024 in der edition offenes feld erschienen, www.offenesfeld.de
auf Instagram
Als Die Rezension erschien ursprünglich auf Instagram und durfte hierhin übertragen werden (danke!).
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