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Mittwoch, 2. Juli 2025

Gedicht [der Reisholzer Hafen]

 










auf der Rückseite:

der Reisholzer Hafen

 

der Weg von der Schiene

zum Wasser ist lang

wohin man sieht Industriegebäude

– – – Parkplatzriesen – – –

Tanks Asphalt Rohre Röhren

 

aber die Straße wird dünner:

Brachflächen Stiftzahnbauten

verlorengegeben warten und werden

hinter schütterer Ziegelwand

 

der schlafende Hafen

 

stillgelegt wie ein Traum

am Morgen

sein Restherzschlag hält sich aufrecht

bis bessere Zeiten kommen

(doch merke: sie kommen nie von allein)

ein wilder Baum sprengt die Ehrwürdigkeit

nutzlos gewordener Architektur

Mauerpfeffer und Zimbelkräuter bewachsen

wie Jahresringe Spalten und Risse

sie werden nicht bleiben

 

~ ein Schiff fährt langsam vorbei ~

 

Spuren der Hafenbahn:

rostige Linien auf Graspapier

doch glänzen die Warnschilder neu:

Hafengebiet! Lebensgefahr!

 

der Fuhrpark nah nebenan

scheint frisch lackiert

im Mittagslicht

– leuchtendes Herz implantiert 

schlägt neuen Takt –

während ein paar Schritte weiter

Fragezeichen

zerbrechliche Hafenhäuser und -hallen besetzen

Kunstschaffende deren Mietverträge

in welchem Zeitraum ~ wann ~ nicht mehr ~

Kunst schaffen können || zeichnen und feilen

messen und malen

sie haben Talmigebilde ans Ufer gehängt

glitzernde Wegweiser

Sonnenfischzüge –

mit Blick auf die Baumgiganten

und die sandigen Bänke

des Zonser Grinds

 

vielleicht ist das letzte Schiff gelöscht

aber das Leben hier 

nicht

es schlummert nur

schweigt

auf der lichten Seite des Rheins 

 

 

© Marlies Blauth















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