Samstag, 25. Januar 2014

# Ausstellungsbeteiligungsbewerbungsdurchfall










Als ich vor vielen, vielen Jahren einmal bei einem Wahrsager war (eine interessante Begegnung übrigens!), sagte der zu mir, ohne dass ich danach gefragt hätte: „Am besten spielen Sie kein Lotto – dabei haben Sie nämlich kein Glück.“ Jahre zuvor hatte ich tatsächlich mal einen Lottoschein ausgefüllt und es geschafft, keine einzige Zahl zu treffen. Ich nickte also lebhaft bei des weisen Mannes Rat.

Nicht bedacht hatte ich allerdings, dass ich als Künstlerin immer wieder mal Lotto zu spielen habe. Und seit ich Gedichte veröffentliche, ist das Lottospielenmüssen sogar noch um eine Ausschreibungskategorie reicher. Zwar könnte man prinzipiell darauf verzichten, ja. Andererseits ist es nicht falsch, hin und wieder seinen Radius zu vergrößern: neue Kontakte, neue Anregungen, neue Räumlichkeiten – überhaupt: neue Zusammenhänge und Zusammenklänge. Das kann wichtig sein.

Anders als beim konventionellen Lotto hat man natürlich einen gewissen Einfluss darauf, wieviele Treffer man ungefähr landet: Passt die Themenstellung nicht, siehe oben. Manchmal macht es Spaß, sich dann trotzdem zu bewerben, zumal es viele Themen gibt, die man dann-irgendwie-doch am Rande antitscht. Wenn schließlich die Absage kommt, kommt sie wie ein Freund, der einem auf die Schulter klopft und sagt: „Wusstest du doch, dass das nicht dein Ding ist.“

Es gibt aber auch Themen, die klingen schon von sich aus wie ein Sechser im Lotto. Wer mich kennt, weiß, dass diese Werden-und-Vergehen-Themen gut passen, Natur und so. Hach ja, und wenn das dann auch noch in meiner Lieblingsstadt (ich meine nicht: meine Heimatstadt, die liebe ich auf andere Weise) stattfinden soll, kommt gleich eine Freu-Freu-Stimmung auf. Zumal die Hürde einer Vorauswahl erfolgreich übersprungen ist. Termin wird also prophylaktisch freigeschaufelt, es wird sichergestellt, dass die Bilder dann nicht irgendwoanders sind, überlegt, wie man sie nach X. geschafft kriegt und so weiter. Aber leider muss das Ei erst bebrütet werden, und was dabei rauskommt, ist trotz errechnetem Termin höchst ungewiss: Ein Windei, diesmal. Und so liegt das Werden und Vergehen näher, als man meint, und das Lottospiel kriegt auch was ab vom Werdenvergehen (zumindest der Hoffnung). Wer Lotto spielt, weiß das.

Nun sind plötzlich nicht nur Bilder, sondern auch Termine frei geworden. Ich glaube, wir machen eine dreitägige Fototour. Und wenn ich dann mit dem Zug an meiner Lieblingsstadt vorbei fahre, winke ich ihr freundlich. Sie kann ja nichts dafür, dass ihr Kunstverein mir nun schon das zweite Mal Ausstellungsbeteiligungsbewerbungsdurchfall beschert hat.








Abbildungen (v. o.):

Gräserzeichnungen, 2013 
Kohlestaubzeichnungen, 2013/14 
Landschaftsensemble (Malerei/ Gesteinsmehl), 2013













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