Stilleben, um 1993. Collage/ Malerei auf Holz, 31
cm x 32 cm
Beim Aufräumen vorhin fand ich Textskizzen aus den 1990er Jahren, die ich an dieser Stelle "festhalten" möchte.
Immer wieder interessieren mich Zustände des Übergangs;
seit Jahren ist das Sowohl-als-Auch, die Metamorphose, die Synthese in meinem
Denken verankert. So befinden sich meine Bilder fast immer am Scheitelpunkt
zwischen Gegenstand und Abstraktion; ich erforsche: Wo genau ist die Stelle, an
der man gerade noch benennbare Gegenständlichkeit entdecken will, ab wann heißt
ein Bild abstrakt?
Bei den Bildern handelt es sich um übermalte Collagen;
auf eine Holz- oder Hartfasertafel werden verschiedene Papiere geleimt, die in
mindestens zwei Schichten (aus Acryl- und Ölfarbe) übermalt werden. Im Prinzip
ist jede Schicht - begonnen beim rohen Holz - nachvollziehbar, weil die nächste
Schicht immer Teile der vorangehenden frei lässt. Die Übermalung verdeutlicht
also das Prozesshafte, das Bild ist gleichsam "gebaut", Gedanken nehmen durch
maltechnische Umsetzung Gestalt an.
Zur Wahl der Papiere ist zu sagen, dass ich neben den
verschiedensten gesammelten Stücken - z. B. Zeitungspapier, Füllmaterial aus
Paketen, Packpapier, Skizzenpapier - vorwiegend Fotokopien benutze. Dabei geht
es besonders darum, (fotokopierte) Strukturen in einen neuen Zusammenhang zu
bringen. Oft sind es fotokopierte Malstrukturen, die von einem vorangegangen
Bild stammen und nun in ein neues montiert werden. Damit habe ich ein
prozesshaftes Ausdrucksmittel gefunden, um Metamorphose, Generationen usw., ganz
in Entsprechung zur Natur nachvollziehbar zu machen. Oder auch die Erfahrung,
das Lernen: In jedem Bild steckt die künstlerische Erfahrung früherer Arbeiten.
Marlies Blauth
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