Foto: Andreas Blauth
Am
letzten Sonntag hatte ich Galeriedienst; jemand hatte mir eine Zeitungsseite
der Westfälischen Rundschau hingelegt: die Besprechung meiner Ausstellung. Es
gibt sie manchmal noch, die "gute alte", klassische Rezension, wo
doch meist nur noch schnell notierte Vorankündigungen erscheinen, die nichts
anderes sind als gekürzte Abdrucke der Pressetexte vom Veranstalter. Leider ist
sie nicht online erschienen; sie einfach abzutippen verbietet mir das
Copyright; so versuche ich eine Zusammenfassung, vermengt mit eigenen
Assoziationen:
Martin
Krehl schreibt über mich, nennt mich „Menschenfängerin im künstlerischen Sinne“.
Er kennt mich von ganz früher, aus den 70er Jahren, kennt meine ersten kleinen
Landschaftsexperimente, die ziemlich surreal-versponnen waren, postkartengroß
und „dekorativ-leicht und locker“. Er erinnert sich, wie ich diese Miniaturen
auf Tapeziertischen zum Verkauf anbot.
In
dieser Zeit, so sagt er weiter, hatte Hagen „eine vielfältige Galerie-Szene“,
zählt sie alle auf, Hartmut Kochs Keller, die Galerie Oben, Schlieper auf der
Elfriedenhöhe, Hans-Werner Gey in der Lützowstraße (Schlieper und Gey waren,
merke ich mal an, auf meiner Vernissage am 5.8.2012 – was mich freut). Nun sei,
heißt es weiter, die Hagener Szene bei weitem nicht mehr so bunt. Ich hätte,
konstatiert Krehl, (sozusagen parallel dazu) die Farbe (anscheinend auch) fast
völlig verloren, „an Intention, an Ernsthaftigkeit hat sie deutlich gewonnen“. –
Wäre natürlich schlimm, wenn nicht! Immerhin sind 35 Jahre ins Land gegangen.
Der Autor scheint beinahe die Leichtigkeit (in meinen Bildern) von früher zu
vermissen. Wahrscheinlich kennt er meine Landschafts-Panoramen nicht (bzw. es
hätte zu weit ab geführt, auf sie Bezug zu nehmen), in denen sich die
Luftigkeit meiner frühen Arbeiten sicher noch finden lässt.
Dass
ich Mutter von vier Kindern bin, sage ich selten; Krehl hat es vermutlich dem
Katalog entnommen, aus dem Text einer Freundin herausgepickt. Es hat ja
eigentlich kaum Einfluss auf die Kunst – ich erinnere mich allerdings, dass
Kunst oft unter erschwerten Bedingungen stattfinden musste.
Oft nachts.
Die
Menschen-Fängerin bezieht sich natürlich auf das „Fangen“ meiner Menschen-Porträts.
Leider, so stellt Krehl fest, kamen nur wenige Vernissagebesucher, „Blauths
Arbeiten haben indes eine deutlich höhere Frequenz verdient“ (danke, freut
mich). Da die Vernissage mitten in die Sommerferien fiel, war ich mit den „kaum
zwei Dutzend“ Besuchern allerdings zufrieden, vor allem, weil sich auch nach
Vernissage-Ende immer noch neue Interessierte einfanden.
„Ohne
Posen, ohne absichtliche Grimassen“, „mit dem ganzen Ausdruck der
Persönlichkeit“, so beschreibt der Autor meine Menschenbilder, die er – ganz
wie Tina Willms in ihrem Katalogtext – als Kontrapunkt zum Menschenbild in der
Werbung, das plakativ-geschönt und bisweilen ziemlich laut präsentiert wird.
Ikonen des Alltags setze ich dagegen; so habe ich sie selbst genannt.
Martin
Krehl lässt sich auf die „Wandobjekte“ ein, die ich aus Einzelbildern
komponiert habe: „Jedes Bild für sich wirkt schon, in der wandhohen Geballtheit
imponieren sie als wirkliche ‚Ikonen das Alltags‘.
„Marlies
Blauth“, so fährt er fort, „schreibt seit einigen Jahren auch Gedichte. Ihr
schönstes fängt an mit ‚Ich fahre in die Zeit und nehme Menschen mit, die
bleiben…‘ Die Menschen auf ihren Portraits, obwohl von niemandem
wiederzuerkennen, bleiben. Im Kopf des Betrachters.“
Mit
meinem Tagebuch – Stundenbuch konnte Krehl anscheinend weniger anfangen: „In
ihrer Intention gestelzter und sperriger daher kommt die in der
Hagenring-Galerie vom Fußboden hoch korrespondierende Collagen-Konstruktion […].
Hier verfremdet sie Buchstabenkombinationen aus Verpackungen zu neuen, zunächst
singulären Inhalten auf Begriffstafeln. Nur der ‚Mensch‘ über allem hängt in
Augenhöhe.“
So
ist es (auch wenn ich den Begriff „gestelzt“ etwas unfair finde – aber so ist
das mit den Rezensionen!).
Ich sage danke und schicke herzliche Grüße in die WR-Redaktion Hagen!
... und seit heute Nachmittag auch online: DerWesten
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