Samstag, 8. Dezember 2012

Literaturzeitschrift Haller 7










Das Fremde und das Vertraute in der Vergangenheit zu suchen, ist die Herausforderung der Urban Explorer.

Sind bewohnte und benutzte Zimmer und Häuser bewusst geschmückt mit den Dingen, die unser Wesen, unseren Status ausdrücken, so zeigen verlassene Gebäude ihr ungeschminktes, ehrliches Wesen. Sie sind ein nicht katalogisierter, zufällig zusammengestellter Ausstellungsraum des Vergangenen.

Das zeigen auch die Bilder von Sebastian Schwarz: Menschenleere Orte, Zimmer, Friedhöfe, Produktionsstätten, Krankenhäuser, Hotels, an denen seit Jahren die Zeit nagt, die verfallen, und an denen von Menschenhand nichts verändert wurde.

Der öffentliche Raum, in dem wir uns bewegen, ist überwacht und kontrolliert. Er hat eine Funktion, und der Mensch fügt sich dieser: Eingekauft wird in der Mall, gegrillt wird an festgelegten Plätzen im Park, getanzt wird in der Diskothek. An erlassenen Orten gibt es keine Überwachungskameras, ihre Funktion ist aufgehoben und ihre Geschichte bleibt verborgen. Diese Orte haben keine Aufgabe mehr, es ist nicht immer ersichtlich, für wen und wozu sie einmal geschaffen wurden. Ihre Gestaltung ist abgeschlossen, ihre Nutzung beendet, nun können sie ein ungesteuertes Eigenleben entwickeln. Sie nützen niemandem mehr. Sie haben keine Aufgabe.

Sebastian Schwarz hat diese Orte besucht, hat sie unangetastet gelassen und nur die Fotos mitgebracht. Eine Inspiration für die Autoren , die für HALLER Nummer 7 ihre Geschichten eingereicht haben. Sie erzählen von verlassenen Häusern, die verfallen, wieder belebt werden, in denen der Geist der Vergangenheit spukt. Es sind Stimmungsbilder und Kurzgeschichten, die von der Vernichtung von Orten, dem Wiederfinden der Orte erzählen. Die Geschichten überraschen, schockieren, beschreiben reale Begebenheiten und Unglücksorte oder ziehen uns in eine mysteriöse Welt. Auch in dieser HALLER-Ausgabe sind unterschiedliche Genres vertreten. Es lohnt sich, jede einzelne Geschichte auf sich wirken zu lassen, ohne zu schnell die nächste zu verschlingen.

Zum Thema „Verlassene Orte“ wurde eine unglaublich große Zahl an sehr guten Texten eingereicht, die das Format einer Literaturzeitschrift sprengt. Wir haben uns daher entschlossen, diese Texte in größerer Auswahl in einer eigenen Anthologie und damit in einem eigenen Format als Taschenbuch zu veröffentlichen. Bitte sehen Sie sich hierzu unsere Information auf dieser Seite an!



In der Literaturzeitschrift HALLER 7 sind vertreten:


Marlies Blauth: Auflösung 
Axel Bölling: Unser Dorf soll schöner werden 
Ralph Bruse: Das fünfte Haus 
Markus Cremer: Tote Hoffnung
Marion Fischl: Vielleicht im Nächsten 
Sabine Frambach: Schutzengelhaus 
Susanne Haberland: Das Gräberfeld 
Ilka Haederle: Das zweite Fenster 
Oliver Henzler: Alte Häuser sterben langsam 
Gabriele Horcher: Oma 
Angelika Jehnes: Jägersruh 
Ruth Kornberger: Pfauen klauen 
Andrea Lauer: Zu Hause 
Nicole Makarewicz: Verloren 
Ruth Möbius-Hanssen: Die Tote in St. Lambertus 
Florence Siwak: Der Hexentunnel 
Peter Schnell: Der verwaiste Teddybär 
Marlene Schulz: Haus am Fluss 
Thomas Talger: o. T. 
Salina Petra Thomas: Nummer dreißig 
Nicola Vahlendieck: Tante Betty 
Markus Weis: Die Kinder von Prypjat


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