Die
Orangerie am Kloster Kamp (Kamp-Lintfort/ Niederrhein) – hier geht es um die
westlich gelegene, in der traditionell Ausstellungen stattfinden – hat eine wunderschöne
Lage, beide Orangerien stehen symmetrisch an der Basis des bekannten
Terrassengartens. Wenn man hinausblickt, wird schnell klar: Es ist einfach
nicht möglich, dass die Kunst den Wettstreit mit der Natur-Wirklichkeit gewinnt,
da die Gärten rundherum selbst eine beeindruckend harmonische Einheit aus Kunst
und Natur bilden. Dennoch habe ich es gewagt, mit meinen Naturbildern genau diesen Blick nach draußen aufzunehmen. Sehr zurückhaltend
allerdings, oft mit pastelligen, ja unbunten Tönen, so dass das Maigrün vor der
Tür eindeutig die Oberhand behält. Die Bilder sind im Vergleich – wie gesagt,
die Umgebung zwingt geradezu, den Vergleich anzustellen – eher wie Erinnerungen
oder Assoziationen, immateriell, gedanklich. Sie zeigen in diesem Gegenüber
ziemlich genau, wie sie gemalt wurden, nämlich aus der Erinnerung heraus.
Vegetationselemente, Landschaftseindrücke – „es gibt“ weder die Pflanzen noch
die Landschaften – befassen sich mit der Frage, was Landschaftliches und
(botanisch) Gewachsenes ausmacht, damit man es als typisch empfindet. Da tun
sich Landschaftsräume auf, lianenartige Stengel der Pflanzen verweben sich
miteinander, gleichartige Blätter, die en detail natürlich alle verschieden
sind, wirbeln durch die Luft oder sind aufgereiht; oder – in der großen flachen
Vitrine – sonnen sich, auf winzigen Bildformaten, üppige oder skurrile Blüten,
die farblich auch schon mal expressiver sind. Diese Blumenbilder sind ebenfalls
„botanisch nicht korrekt“, es geht ja auch gar nicht um das Abbilden dessen,
was man in den Gärten ein paar Meter weiter selbst sehen kann: Es ist eher eine
Zusammenfassung von Eindrücken, das Gefühl von Leben, Lebendigkeit/ Power, das
man zum Glück immer wieder er-leben darf, gerade in der jetzigen Jahreszeit, wo
nun – schaut man in die Natur – jeder Tag tatsächlich anders aussieht. Und
seltsamerweise lieben fast alle Menschen den Mai, auch diejenigen, die eigentlich
die Beständigkeit mögen. Das pralle Leben, diese Aufbruchsstimmung des
Lebendigen zu spüren, toppt das Bedürfnis nach Sicherheit und Verlässlichkeit
manchmal eben doch.
Gedanklich
parallel dazu habe ich in jedem einzelnen Bild „wild“ experimentiert, ich habe
vielfach Linoldrucke eingesetzt und mit Malerei kombiniert, zum Teil die
Collagentechniken hinzugenommen, Sand oder Gips in die Farben gemischt oder in
die noch nasse Farbe gezeichnet. Die Farbe trage ich nicht nur mit dem Pinsel
auf, sondern mit einem Tuch oder mit dem Finger (oder mit einem Kamm), ich
schaffe Monotypie-artige Strukturen, löse sie mit Wasser wieder an – um nur
einen Teil der Möglichkeiten zu nennen. Das sind für mich wichtige Äußerungen
des Lebendigen (nämlich meiner eigenen Lebendigkeit!): innerhalb der
künstlerischen Arbeit zu probieren, zu beobachten, Elemente immer wieder neu
zusammenzustellen, den Pool der Möglichkeiten – vielleicht, zumindest „gefühlt“
– unendlich zu erweitern.
Während wir die Ausstellung aufbauten, wurden wir immer wieder von interessierten Besuchern gefragt, ob man die Bilder schon ansehen kann. Höhepunkt dieser heiteren Lebhaftigkeit war, dass schon gleich ein Bild, eine kleine Landschaft in einer der beiden hohen Vitrinen, verkauft wurde. Ich freue mich auf spannende vier Wochen Aussellungsdauer!
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