☠
Aber ja!
Vor allem, na, wenn andere Leute gelinkt,
geleimt oder veräppelt werden oder sich überhaupt zur falschen Zeit am falschen
Ort befinden. Dann merkt man jedenfalls, dass sich die eigenen Ärgernisse in allerbester
Gesellschaft befinden.
Innerhalb einiger Lebensjahrzehnte sammelt
man eine Menge skurriler Geschichten, die eines gemeinsam haben: dumm gelaufen.
Eine virtuelle Pannenshow, sozusagen, abgespeichert in der Erinnerung. In diese
Wunderkiste greife ich gerade, weil nämlich eine befreundete Journalistin –
nennen wir sie Lene – aktuell eine besondere Ärger-Variation durchmacht: In ihr
schönes rundes, fehlerfreies Manuskript hat jemand dummes Zeug reingemogelt
und diese Zumutung dann sofort – natürlich! – in Druck gegeben. Leider steht Lenes Name
drunter oder drüber, und jeder merkt an: „Da hatte sie aber keinen guten Tag!“.
Nun erklären Sie mal jemandem, dass eine Redaktion freiwillig einen fertig
abgelieferten, guten Text vermurkst – das glaubt doch kein Mensch!
Für Lene suche ich nun nach einer „Trost-Geschichte“.
Und das ist wie ein Aufrufen eines prallvollen digitalen Ordners.
Da gab es den abgebrochenen Schuhabsatz – auf dem Weg zum allerersten Vorstellungsgespräch in einer Galerie; ganz prima, aufgeregt und asymmetrisch angeeiert zu kommen. Oder den Beinahe-Freund zu Schulzeiten, der nach dreimaligem Versetztwerden meinte, dass ich eine blöde unzuverlässige Zicke bin. Ohne Handy, damals, konnte man eben nicht aktuell ansagen, dass der Bus nicht kommt, man im Chemieraum noch so freundlich sein soll, Schauversuche mit vorzubereiten, oder plötzlich Fieber bekommen hat. So klingen fantasielose Ausreden, ja. Zumindest mit der technisch bedingten Zeitverzögerung.
Da gab es den abgebrochenen Schuhabsatz – auf dem Weg zum allerersten Vorstellungsgespräch in einer Galerie; ganz prima, aufgeregt und asymmetrisch angeeiert zu kommen. Oder den Beinahe-Freund zu Schulzeiten, der nach dreimaligem Versetztwerden meinte, dass ich eine blöde unzuverlässige Zicke bin. Ohne Handy, damals, konnte man eben nicht aktuell ansagen, dass der Bus nicht kommt, man im Chemieraum noch so freundlich sein soll, Schauversuche mit vorzubereiten, oder plötzlich Fieber bekommen hat. So klingen fantasielose Ausreden, ja. Zumindest mit der technisch bedingten Zeitverzögerung.
Und dann die Freundin, nennen wir sie Lilly, die
ihre frisch abgestempelte Fahrkarte in einen Spalt irgendwo nahe der
Straßenbahntür segeln sah und kurz darauf kontrolliert wurde. Wie doof klingt
so eine Erklärung, wo Fahrkartenkontrolleure doch keine Spurensicherer
mitbringen! – Wenig später setzte das Schicksal für Lilly noch eins drauf: Sie
lernte nämlich die eisekalte Atmosphäre in einem Supermarkt-Büro kennen. Mit
Filialleiter und Ladendetektiv. Damals gab es noch keine digitalen Waren-Anhängsel,
die herumpiepen können, auch galt die Regelung noch nicht, dass man auf
frischer Tat ertappt werden muss. Lilly hatte sich, wie sie das oft tat, zu
Hause ein Glas Apfelmus für die Pause auf der Arbeit eingepackt, diesmal hatte aber jemand Kuchen
spendiert. Erst an der Kasse merkte sie, dass das Apfelmus, welches sie in ihrer Tasche herumtrug, aus diesem Laden war: zu spät – abführen! Toller
Gag für 59 Pfennige.
Der Wunderkammerschrank ist geöffnet, ich
könnte noch viele Dönekes erzählen,
von einem Prüfer, der keine Lust zum Prüfen hatte, es auch nicht tat und mir
deshalb eine schlechte Note aufs Diplomzeugnis drückte, von einem Stalker, mit
dem ich nach vielen Jahren in einem Eingang (bzw. Ausgang) zusammenprallte, oder
von einem gebrochenen Fuß direkt vor einer Arztpraxis. Und, nicht zu vergessen:
Mein drittes Kind wurde auf der A 57 geboren.
Aber, und das lässt hoffen: Es gibt sie, die guten Fügungen. Das Autobahnkind ist
wohlauf, ein anderes („das wird nix“ – so der Arzt) auch; Gott sei Dank.
Und ich erinnere mich noch an das lustige
Gefühl, für besonderen „Durchblick“ gelobt zu werden, ohne ihn zu haben. Der
Lehrer hatte in einer Klassenarbeit eine falsche Formel angegeben, und ich
hatte sie aus purer Schusseligkeit richtig angewendet.
Marlies Blauth
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