Nature morte
Hast lang in den Spiegel geschaut, meine Süße
hast dich geputzt, geschminkt und geschnürt
für den Tanz, für das letzte Mahl!
So jung wie heute sind wir nie mehr.
Lass uns die besten Weine
ins Stundenglas füllen,
auch wenns überläuft, Pfützen speit
uns ins erhitzte Gesicht rubinregnet –
Wir lachen und prusten und sabbern
über die Tafel mit tausend Tulpen,
teuersten Fischen und frischem Wild,
fleischigen Trauben, Äpfeln aus China;
alles inzwischen zerwühlt und zerfetzt,
auf den Silbertabletts türmen sich
Rippen und abgebissene Köpfe –
Seidenstoff raschelt mondsüchtig, ratscht;
Bleiches, Behaartes bleckt namenlos
jeden Schritt rosenweich:
Wir wollen tanzen und tanzen und tanzen.
Die Mandolinen im Hintergrund schwimmen im Wein,
zirpen und wiehern noch um die Wette
bald sind die Kerzen aus.
Auch deine süßen üppigen Früchte,
mein Täubchen, werden vergehn.
© Marlies Blauth (2014)
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