Zu meinen Linoldrucken
Der Linolschnitt führt vielfach eine Art
Aschenputtel-Dasein, was sicher damit zu tun hat, dass die Allermeisten in
ihrer Schulzeit damit regelrecht gequält worden sind: Man lernte also eine
druckgrafische Technik, wobei man mitunter nicht nur ins Linoleum schnitt,
sondern auch in die eigenen Finger, die in der Linolschnitt-Phase des
Kunstunterrichts folglich ständig verpflastert waren. Und das Ergebnis mutete meist
ziemlich bescheiden an; es wurde überdies begleitet von der Frage, warum man
eigentlich eine reproduzierende Technik erlernt, wenn man doch gar keine
größere Stückzahl/ Auflage braucht – und die fotografischen, digitalen Möglichkeiten
viel virtuoser einsetzbar waren und sind. Dass der Linolschnitt eine ganz
eigen(artig)e Ästhetik hat oder erzielt, erkannten wir in der Schule nicht;
dazu war zu wenig Zeit. Denn als wir gerade mal die Schneidetechnik beherrschten
und uns um Details hätten kümmern können, kamen die Ferien oder eine neue
künstlerische Disziplin.
Meinen ersten Holzschnitt (der ja mit dem
Linolschnitt nah verwandt ist) machte ich 1984. Eher aus Trotz, wie ich heute
zugeben muss; denn en vogue war gerade die Radierung, die mich zwar
faszinierte, die mir andererseits aber ziemlich ausgeschöpft schien. Daher suchte
ich als experimentierfreudige Studentin nach anderen Wegen. Und ich besann mich
auf die Wurzeln der Druckgrafik, auf das älteste druckgrafische Verfahren. Mich
begeisterte sowohl die Ursprünglichkeit des Holzschnitts als auch seine künstlerische
Vielfalt. Linie – Fläche – Struktur, alles war gleichberechtigt innerhalb einer
einzigen Arbeitstechnik möglich.
Die Frage nach der Notwendigkeit bzw. der
Nicht-Notwendigkeit, Auflagen zu drucken, stellte sich allerdings nach wie vor.
Zwar war es etwas Schönes, ein handgedrucktes Buch in der Hand zu halten, doch
der Begriff Anachronismus drängte
sich dabei auf. Meine Konsequenz war, dass ich über längere Zeit mit Holzschnitt-Collagen
arbeitete, um Unikate zu schaffen, ohne auf die ästhetischen Möglichkeiten des
Holzschnitts verzichten zu müssen. Diese Collagen kombinierte ich meistens mit
Malerei.
Während meiner Unterrichtstätigkeit an einer
der Hochdruck-Werkstätten an der Universität Wuppertal (1989 – 2011) experimentierten
wir sehr viel mit unterschiedlichen Bedruckstoffen, wir druckten auf die verschiedensten
Papiere und Pappen, auf Textilien, Kunststoffe, Blattgold, Malgründe und Fotografien.
(handschriftliche Aufzeichnung, um 2010)
Linoldrucke in der Ausstellung "Farbiges Grau" in der Galerie Mönter, Meerbusch-Osterath, 2010
(Skulpturen: Gisela Bretz)
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