Die Odyssee (m)eines Engels
Heute wollte ich ihn abholen, meinen
Zweimeter-Engel vom 5. Schwerter Krippenweg. Ich musste allerdings mit leeren
Händen nach Hause fahren.
Denn: Obwohl er mit einigen
Kabelbindern fest an einem Gitter vertäut war, wurde er – geklaut. Für diesen
Vorgang war sogar eine Leiter notwendig. Die man je meistens nicht einfach
dabei hat.
Immerhin wurde er erst am allerletzten
Tag des Krippenwegs entwendet, da sollte ich wohl dankbar sein.
Ein Engel geht (oder fliegt?) seltsame
Wege. Dieser war nämlich auch schon auf dem 4. Schwerter Krippenweg dabei.
Wurde aber mittendrin (auch mit Leiter, auch vorsätzlich und nicht einfach
nebenbei) von irgendwem mitgenommen. Ich ärgerte mich zwar, aber da es ja „nur“
eine Reproduktion war – die ich aber, hallo Dieb, selbstverständlich
bezahlen musste –, konnte ich mir doch sagen: Es gibt Schlimmeres. Weil auch von
anderen Teilnehmenden einiges geklaut und zerstört wurde, wurde das Desaster in
Presse und Lokalfernsehen deutlich erwähnt, mein Engel wurde so riesengroß
gezeigt wie er war … und sprach offenbar das Gewissen meines unlauteren Fans
an. Jedenfalls wurde mein Banner ungeahnterweise irgendwo abgegeben,
aufgefunden, was auch immer. Unversehrt. Juchhu. Allein, ich hätte gern die
„Flugroute“ des Engels gewusst.
Damals schrieb ich eine Blognotiz.
Habe sie aber wieder gelöscht, denn nach der Wiederkehr meiner Arbeit wurde sie
gegenstandslos. Scheinbar.
Nun also: the same procedure. Was
mag da nun wieder losgewesen sein? Wer macht so was? War es derselbe Mensch oder ein ganz anderer? Warum spricht er mich nicht
an, anstatt zu klauen? Ja, genau, ich hätte den Engel sogar für’n Appel und ‘n
Ei hergegeben, vielleicht sogar verschenkt an jemanden, der wenig Geld hat und
den Engel gut findet.
Wo ist er nun gelandet? Halbwegs
respektvoll in einen Wohnraum montiert? Zusammengefaltet in einer Garage? Als
Müll im Wald? Ich wüsste es sooo gern.
Kürzlich wurde ich gefragt, ob ich
mich mit einer Arbeit an einem öffentlichen Kunstpfad beteiligen möchte. Der
liegt ortsabseits, so halb im Wald. Ich habe abgelehnt – aus Gründen.
Marlies Blauth
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