đ unlike oder was KĂŒnstlerInnen so erleben
Ende der 1980er Jahre, ich hatte
gerade mein kĂŒnstlerisches Examen gemacht. Durch Vermittlung eines meiner
Hochschullehrer bekam ich die wunderbare Möglichkeit, an der Sommerausstellung
einer Galerie teilzunehmen.
Es war weder meine erste
Ausstellung noch meine erste Galerie, aber diese hier machte einen deutlich professionelleren
Eindruck als all die kleinen Stuben, in denen ich zuvor meine Bilder gezeigt
hatte. Und es tauchten sogar ĂŒberregionale KĂŒnstlernamen auf (ja: eher keine
KĂŒnstlerinnen, Ă€hĂ€m), gestandene Leute, und ich als KĂŒken durfte mithalten. Was
fĂŒr eine Freude.
Warum ich bei der Eröffnung nicht
dabei war … ich weiĂ es nicht mehr, vielleicht gab es auch gar keine.
Jedenfalls bekam ich die Ausstellung aus irgendwelchen GrĂŒnden lange nicht zu
Gesicht. Fuhr aber dann am letzten Tag hin, um sie mir anzusehen und um meine
Arbeiten abzuholen.
Nun stand ich also im Galerieraum
und lieĂ meine Blicke schweifen. Mit jeder Bewegung meines Kopfes sank mein
Stolz, mich mit halbwegs illustren Namen verbunden zu wissen – denn ich sah
meine Bilder nicht. Gab es vielleicht noch ein Hinterzimmer fĂŒr Unbedeutende?
Nicht einmal das! Es stellte sich
heraus, dass der Galerist zwei meiner drei Bilderrahmen demoliert hatte (auf
welche Weise auch immer). Nun schimpfte er mit mir, dass ich ihm viel zu
billige und schlechte Rahmen untergejubelt hÀtte, in diesem Zustand konnte man
sie ja nun wirklich nicht prĂ€sentieren, na und das dritte – unbeschĂ€digte – Bild
hÀtte so einsam und allein dann auch nicht gut ausgesehen. Und so mussten meine
Arbeiten wÀhrend der Ausstellungszeit eben im Keller (!) herumstehen.
Schlechte Rahmen, grummelgrummel,
selber schuld. Dabei war es eine gar nicht billige MaĂanfertigung gewesen … nur:
Ich konnte dem Kerl leider nicht beweisen, dass ihm ein Fauxpas passiert war,
der nicht an der QualitÀt meiner Bilderrahmen lag.
Was mich allerdings fassungslos
machte: Auch damals gab es schon Telefone. Und der Typ war eindeutig dem Kindesalter
entwachsen, hĂ€tte also mit seiner Hiobsbotschaft nicht warten mĂŒssen, bis es
definitiv nicht mehr ging.
VerÀrgert und traurig packte ich
meine Sachen ein – und der Galerist flötete mir ein „Schön‘ Sonntag noch“
hinterher. Was fĂŒr ein Abschied! Was fĂŒr eine missglĂŒckte Mission!
Heute, gut dreiĂig Jahre spĂ€ter, lebte
diese doofe Geschichte wieder auf. Schon damals war mir klar, dass es
keinesfalls an Unerfahrenheit meinerseits lag (aber wer will schon juristisches
Gedöns wegen 2 x 80 €/ DM oder so?). Und auch drei Jahrzehnte mehr Erfahrung
nĂŒtzen da nix.
Mittlerweile prÀsentiere ich
meine Miniaturen, die man auch als Postkarten verschicken kann, in
verschiedenen LĂ€den. Als Kommissionsware; was bedeutet: Keine Seite geht ein
Risiko ein. Die Sachen gehören mir, nur wenn sie verkauft werden, wird der
Erlös nach einem vorher festgelegten SchlĂŒssel aufgeteilt. Oft ist das ein
Drittel zu zwei Drittel (<- fĂŒr mich), aber, wie gesagt, das ist
Verhandlungssache.
Wenn gut verkauft wird, bekomme
ich im Allgemeinen eine Information und schicke Nachschub. WÀre ja auch blöd,
wenn nicht. Wenn schlecht oder eben nicht-mehr-gut verkauft wird (manchmal ist
die Zeit vorbei und alles „abgegrast“), dann bekomme ich ebenfalls eine
Nachricht und hole meinen Kram wieder ab.
Von einem dieser LÀden hörte ich
lange nichts und fragte nach, weil ich wusste, ich wĂŒrde bald in der NĂ€he sein.
Könnte ja vielleicht auch eine neue Serie bringen … wie auch immer. Dazu muss
ich noch erlÀutern: Zu jeder, wirklich jeder Lieferung gibt es einen korrekten
Lieferschein mit allem drauf, was drauf muss, also auch mit meinen diversen
Kontaktdaten.
Unerwartete Reaktion:
„Ich meine, wir hĂ€tten alles
zurĂŒckgegeben. Wir schauen mal nach, ob noch etwas am Lager ist.“
NatĂŒrlich konnte ich zitieren, was
auf meinem Lieferschein-Doppel stand: soundsoviel StĂŒck, geliefert am
soundsovielten.
„Am Lager“ bereitete mir allerdings
Kopfzerbrechen. Konnte es sein, dass man schöne Dinge, die gar nicht viel
Platz im Laden brauchen, einfach in den Keller verbannt, statt sie zum Verkauf
anzubieten?
Ich machte darauf aufmerksam,
dass die „Minis“ bisher ja ganz gut verkauft wurden. Antwort:
„Ja, das stimmt, aber seit wir
umgezogen sind, machen wir nichts mehr auf Kommission und deshalb haben wir sie gar nicht mehr rausgelegt.“
Ich: „Hm. Vielleicht besser mal
Bescheid sagen, statt die Sachen irgendwo herumdĂŒmpeln zu lassen?“
Und nun sprach das
schlechte Gewissen als freches Teufelchen!
„Sie hĂ€tten sich ja auch mal
melden können, Sie möchten ja was verkaufen!“
Wobei ich nicht zurĂŒckhalten
will, dass der Ladeninhaber fast 50% des Verkaufspreises haben wollte und bis „zum
Umzug“ auch erhalten hat.
Das war beinahe so logisch wie
ein drittes ScheiĂ-Erlebnis, ich gehe wieder einige Jahre zurĂŒck: Da hatten wir
in einem Laden gerade Kommissionsware abgerechnet. Der Inhaber hatte sich um
etwa 500 € vertan, zu meinen Gunsten. Ich machte ihn selbstverstĂ€ndlich
darauf aufmerksam – woraufhin er einen Wutanfall bekam und mich so
runtermachte, dass ich vor Heulen und Zittern nicht mehr wusste, ob es nicht
doch ein Alptraum ist, in dem ich mich gerade befand.
Marlies Blauth
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