Dienstag, 28. April 2020

Gedicht [An meine Schutzmaske]

















An meine Schutzmaske

habe ich mich gewöhnt:
ihr weiches Vlies verhüllt
meine Stimme und meinen Blick,
weiß laufe ich durch die
Straßen der Stadt,
leicht und libellenhaft
längst geheilt –
doch: eine schüttere Frucht
bin ich, eine Herbstfrau
in schmiegsamer Schale.
Einmal verlor ich sie
auf dem Platz vor dem Dom –
Raubvögel wollten mir
aus den Augen Antworten picken.
Taschendiebe zerrten an
meinem Lächeln
und meine Tränen
wussten nicht, wohin.
Meine Schutzmaske trage ich
wie eine stille und weise Königin.









Bild und Text: © Marlies Blauth, 2019

erschienen in: in JOHNNY/ Masken 9/2019, Goethe-Universität Frankfurt am Main















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