Hier die sechs Gedichte, die
ich im Kunstverein Fulda vorgelesen habe:
Frühling
Schreib einen Anfang
krokusblau
wenn sich der Frost in Wärme wandelt
wie deine Worte
Vor deinem Fenster
helle Stille
Forsythien
die sich sparrig sonnen
Es duftet weiß
auf dein Papier
wenn du beginnst
mit leichter Hand zu schreiben
Schreib einen Anfang
krokusblau
wenn sich der Frost in Wärme wandelt
wie deine Worte
Vor deinem Fenster
helle Stille
Forsythien
die sich sparrig sonnen
Es duftet weiß
auf dein Papier
wenn du beginnst
mit leichter Hand zu schreiben
Im Sommergarten
An manchen Tagen, da liebt
er nur deren Farben
und redet nicht
sein spleißiger Sonnenhut leuchtet
wie Flachs zwischen Dahlienköpfen
und Honigwolken aus Phlox
er pfeift mit den Amseln
füllt froh die alten Kannen aus Blech
lässt ihre Begleitstimmen
rege scheppern
winkt schreckhaften Bläulingen
bei ihrer Wiederkehr, träumt
in die goldengefleckte Luft
und sammelt Beeren, schwarz dunkelrot
Es sind die letzten, die legt er behutsam
auf Porzellanweiß
Glücklich
Inzwischen
Inzwischen
tanze ich mit dem Wellenspiel der Jahre
fange ein, was der Wind mitbringt
ich singe den Tag an
grabe Silben ins Erdreich
bevor die Sonne alles verbrennt
am Nachmittag warte ich auf
die Perlmutterschichten des Regens
für morgen
bis mir das Abendgewölk
Pastell um die Augen malt
und es sich nachtblau ins Meer schiebt
Nachtstück
Der letzte Wunsch
ist ein Mantel
er breitet sich in der Abendkühle
über den Leib
Schlafende sind allein
haben sich Bilder
der frühen Jahre
unter das Kissen gelegt
wie die Mutter
im Nebenraum Reste zusammen nähte
wollene Stoffe nachtblau
mit Sternen im Glühbirnenlicht
zu einem Hirtenmantel
für meine Schultern
heimat
ja
ja
vielleicht bleibe ich
und lerne deine sprache
denn du
überredest nicht
redest nicht über mich
hinweg
dein wort verspricht
sich nicht
es nimmt mich mit
dein wort
an einen ort
dem meine seele
einen namen geben wird
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