Heute habe ich das Projekt Urbane Intervention in Essen-Rüttenscheid, initiiert von Studierenden der
Universität Essen-Duisburg, mit „bestückt“: Eine relativ große Leinwand (1,50 m x 1,50 m) sollte mit einem Natur-Thema bemalt
werden.
Das ist natürlich „meins“, andererseits ist es schon ungewohnt,
vor Publikum zu arbeiten und zudem die komplette Ausrüstung in der Tasche haben
zu müssen, Farben, Pinsel, Lappen, Schmirgelpapier, Reinigungstücher für die
Hände… selbst das einfachste Atelier hat da mehr Komfort. Und die Leinwand! Unbekanntes
Material, unbekannte Grundierung, wir mussten einander erst kennen lernen.
Beruhigend war indes, dass ich schnell eintauchen konnte in
meine Arbeit, dass die fremde und immer wieder sich verändernde Umgebung in die
Ferne zu rücken schien und ich mich wirklich konzentrieren konnte – wobei ich
glaube, dass das Publikum gar nicht so zahlreich war, dass wenige mir überhaupt
zuschauten. Ich war wohl eher eine Statistin im Hintergrund. Immerhin fragte in
meiner Kaffeepause einer näher nach,
ich erzählte etwas über Farbperspektive und meine Intention, Farbräume zu
erschaffen, die irgendwo zwischen Ungegenständlichkeit und assoziierter
Gegenständlichkeit anzusiedeln sind, sagte etwas zu meinem technischen
Bildaufbau.
Nach dieser einen kurzen Pause machte ich weiter, so dass ich insgesamt
gute 3 ½ Stunden wacker arbeitete. Jemand wunderte sich, dass ein Bild so lange
Zeit in Anspruch nimmt – hach ja. Beim Malen wollte ich keine Diskussion vom
Zaun brechen. Ich habe lediglich ergänzt, dass ich im Atelier normalerweise
länger arbeite – ach?
Aber auch als Statistin habe ich das Projekt gern unterstützt:
Städte mit Leben (und nicht nur mit Autos) zu füllen, wäre so wichtig!
Die Studierenden hatten den Platz an der Annastraße in
Rüttenscheid „wohnlich“ gestaltet, zum Verweilen, zum Reden. Blumen- und
Kräuterbeete setzten Kontrapunkte zu Beton und Asphalt. Es gab auch etwas Musik,
nicht zu viel, fast ein bisschen zu wenig. Klassische Gitarre hätte gepasst.
Egal – man lernte jedenfalls eines: In freundlicher Atmosphäre rückt man
zusammen. „Wie in der Türkei“ – „Wie in Italien“ – „So müsste es immer sein!“ hörte
ich ein paar Reaktionen, wobei anscheinend der kommunikative Aspekt als
besonders wohltuend empfunden wurde. Da fragt man sich, warum sich „der“ Mensch
viel zu oft selbst auf den Füßen steht und nicht das gestaltet, wovon er
insgeheim träumt. Der Urlaub ist kurz, das Jahr besteht hauptsächlich aus
Alltagen. Machen wir sie uns schön! Und dazu gehört unbedingt – Kultur. Nicht
vergessen.
Auf meinen Rückweg durfte ich zwei Kräutertöpfchen und ein
kleines Tischchen mitnehmen, war ein liebes nettes Honorar. Nicht ganz
DB-geeignet, aber ich bin da ja einiges gewohnt.
Ach ja, Kräuter: Heute Mittag, vor Beginn der Aktivitäten, habe
ich mir erstmalig einen Smoothie gemixt. Das war richtig gut. Himbeeren,
Zitronenmelisse, Giersch, Brennnessel und Löwenzahn in Apfelsaft püriert – mir schmeckte
das sogar. Ob es nun dieser Kraft-Smoothie war oder nicht: Das Herumturnen in
der Mittagshitze hat mich nicht weiter angestrengt. Das letzte Mal machte ich
so was vor 25 Jahren. Schön zu wissen, dass ich’s noch kann.
Verschiedene Zustände meines "öffentlichen" Bildes:
... und nun würde ich mir die schönsten Stellen herausschneiden!
Es hat Spaß gemacht!!
Bilder und Text: © Marlies Blauth 2014
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