Herzliche Einladung Gedok-Lesung zusammen mit Lavinia
Korte:
"... zarte Takte tröpfelt die Zeit / im
flackernden Dickicht des Augenblicks ...":
Alltäglich Verwurzeltes
Dienstag, 18. November 2014, um 19.30 Uhr im
Literaturhaus Wuppertal,
Friedrich-Engels-Allee 83
Michaela Didyk / Unternehmen
Lyrik zu meinem Part:
Sprachfäden aus der Dunkelheit
„möchte mir windleichten sinnes / das leben
vornehmen“ – Marlies Blauths Gedichtzeilen finden beim Leser schnell Anklang. Im
„gedankenmeer“ wartet allerdings noch anderes, das erst wieder in Bewegung
kommen oder ausgesondert werden muss. Egal ob es die Schuhkartons voller Briefe
in „Hinterer Schrank, links“ sind oder Utensilien für den „Flohmarkt“. Es ist „vertagtes“,
das nicht nur das Aufgeschobene meint, sondern im wortwörtlichen Sinn auch das,
was der Tag aus den Gedanken, aus den Dingen macht. Mit „widerhaken“ hält er
fest, lässt den Raum „bildlos“ erscheinen, er schlägt mit „Taubheit“. Worte „schneien“
zwar, aber verfehlen das lyrische Ich, das sich lieber hinüber „auf eine andere
Seite von uns“ aufmacht, „die näher ist/ als wir denken“.
„an den rändern des traums“ beginnt das Leben.
Worte erhalten ihren Klang und die Farben zurück, Gold schimmert. Die
Dunkelheit hüllt in einen Schutzmantel ein und öffnet den Raum für Geheimnisse.
Die Erinnerungsfäden an die Kindheit leuchten auf, an die „ruhrgebietsstadt“,
die „früher / ein buntes Kleid“ trug und
Schokolade oder „bonbons in goldpapier“ bereithielt. Die „Mondgedanken“ wissen
um eine noch tiefere Nacht, in der Mütter und Väter „den Mond berührten /
(nicht betraten) / ihn liebten“. Aus
diesem weiten Raum kommen Geschenke, die das lyrische Ich in seinem
„wortvorratsschränkchen“ verwahrt, Kostbarkeiten, von denen es zehren kann, Wort
für Wort, um die „Wüste aus Fragen“, in die es vom Leben ausgesetzt wurde, zu
bestehen.
Eingebettet in die Themen der vier Jahreszeiten
ist es ein zyklischer Weg, den Marlies Blauth vorschlägt, um in die Fülle und
Freiheit des dichterischen Worts zurückzukehren. Ängste und Zweifel, Verletzlichkeit,
Reibung und Verlust gehören genauso wie Glücksmomente,
das Leerwerden und die Stille zu den Stationen dieser Reiseroute. In ihrer
vielschichtigen Bildsprache vermittelt Marlies Blauth die existentielle
Herausforderung lyrischer Sprach(er)findung. Indem das Ich, auf sich selbst
gestellt, alle Anhaftung durchtrennt, wird der Schritt tänzerisch und leicht: „dahin,
wo Mutterworte / süß schmecken / mir ins Boot helfen / wenn ich müde bin“.
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