Mittwoch, 31. Oktober 2018

Gedicht [Monica]











Monica


Als ich eine Studentin war
bekam ich eine Monica:
‘ne Reiseschreibmaschine
(Warum wohl Monica –
und nicht Sabine?
Und wer will überhaupt
mit kiloweise Eisen
verreisen?)

Dann stand sie also da – Monica –
mit ihrem schweren Fuß
(weil sie solide stehen muss)
auf meiner Schreibtischplatte
und wollte, dass ich für sie
Arbeit hatte.

Wie alle Schwestern ihrer Sippe
besaß sie ein Metallgerippe
mit Lettern dran
und dann und wann
verhakten die sich böse –
auf dass man sie nervöse löse.

Wir legen los, es dröhnt und rattert
es klappert, ich bin ganz verdattert:
denn es macht pling! nach kurzer Weile:
Dies war nämlich die erste Zeile
und ich muss Obacht geben, denn
viel Platz ist nicht mehr, gut zu trenn-
en. Ach nee. O Schreck,
das N muss weg.
Also papierweiß überpinseln –
mit Tipp-Ex-Flüssigkeitsgerinnseln:
zu dick, zu dünn und selten richtig
(und Schönheit wäre eigentlich wichtig).
Ich schreibe weiter, tippe
oft falsch. Mooonica, du alte Hippe!
Ich bin zu doof, bin ein Verlierer –
und richtige Kopierer
gibts noch kaum: ein ferner Traum.
Das erste Blatt das mag noch gehen
mit reichlich Korrektur versehen
überschminkt – und durchgewinkt.
Der Durchschlag aber ist nur peinlich
voll Buchstabensalat, nicht reinlich:
Korrigieren geht da nicht
denn durch eine Kohleschicht
drückt sich Monicas Gebein
ins nächste Blatt Papier hinein.

Ins Schwitzen kommt man mit Matrizen:
denn jeder Buchstabe muss sitzen.
Dann kurbelt man, es riecht besoffen
und es bleibt ergebnisoffen
wie die Abzüge gelingen –
die wir dem Dozenten bringen.

Irgendwann, Monica, wurde klar:
unser Ende, das war nah –
du: ein schwerer Elefant
dein Schriftbild: unelegant.
Freunde wurden wir tatsächlich nicht
du warst mir doch etwas zu schlicht
und zu beschränkt:
Da hab ich dich verschenkt.
Und doch erinnere ich mich
an dich
an viele zweisame Semester …

Ganz anders wars
mit der Elektroschwester
sie schrieb mit mir richtig tolle Texte
und hexte-hexte-hexte
ging bald kaputt, es tat nicht weh –

denn nun gabs plötzlich den PC.





© Marlies Blauth














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