Schädel. Kaltnadel-Radierung, 2000.
Einmal bekam ich
ganz plötzlich
Besuch aus Berlin.
Ein großer Herr
mit Aktentasche
stand an der Tür.
Frau B., ich freu‘ mich
zu sagen: Sie sind
eine echte Künstlerin.
Das weiß nur noch keiner
und das ist so schade.
Ich wischte
die feuchten Hände
an meiner Kochschürze ab.
Er lachte.
Die Kinder lärmten.
Ich bat ihn herein.
Frau B., ihr Manuskript
ist allerliebst
wie Ihre netten Kinder.
Nervös servierte ich Kaffee.
Ja, wir drucken Ihr Buch!
Dann wird die Mama
berühmt.
Kostet achtzehntausend.
M. B. 2008/ überarbeitet 2014
Bild und Text © Marlies Blauth
Wahrscheinlich weiß nicht jede/r, was ein „DKZV“
ist, ich wusste es damals auch nicht: Es handelt sich um Druckkostenzuschuss-Verlage,
die – egal um was für Texte es sich handelt, Qualität ist nicht so wichtig – gegen ein saftiges Entgelt dem
Ego von unbedeutenden Schreiberlingen aufhelfen. Mit blumigen Worten in wohl austarierter
Gestaltung (irgendwie soll alles bedeutend wirken) bekommt man seine „Zusage“.
Beim Lesen der ersten Zeilen denkt man „Au Mensch, klingt gut!“, bekommt dann später aber tüchtig den Kopf gewaschen, indem am Ende des Anschreibens schier halsbrecherische Kosten aufgelistet werden. Druckkosten*zuschuss* ist dabei ein wunderbar beschönigendes Wort! Dummerweise – nein! erfreulicherweise – hatte ich gerade zuvor Kostenvoranschläge für einen Katalog eingeholt, den wir in Eigenregie drucken wollten, und diese Zahlen muteten vergleichsweise harmlos an.
Plötzlich wechselt das für Sekunden aufgekommene „gute“ Gefühl in ein gruseliges, so in Richtung Weihnachtsgans, und man schämt sich sozusagen, überhaupt einen Moment auf das Gesabber reingefallen zu sein. Ich kannte das von „Galerien“, die vermietet werden – an unbedeutende Künstler, die „auch mal“ ausstellen wollen: pro laufendem Meter 100 € oder so. Künstlerische Qualität egal.
Beim Lesen der ersten Zeilen denkt man „Au Mensch, klingt gut!“, bekommt dann später aber tüchtig den Kopf gewaschen, indem am Ende des Anschreibens schier halsbrecherische Kosten aufgelistet werden. Druckkosten*zuschuss* ist dabei ein wunderbar beschönigendes Wort! Dummerweise – nein! erfreulicherweise – hatte ich gerade zuvor Kostenvoranschläge für einen Katalog eingeholt, den wir in Eigenregie drucken wollten, und diese Zahlen muteten vergleichsweise harmlos an.
Plötzlich wechselt das für Sekunden aufgekommene „gute“ Gefühl in ein gruseliges, so in Richtung Weihnachtsgans, und man schämt sich sozusagen, überhaupt einen Moment auf das Gesabber reingefallen zu sein. Ich kannte das von „Galerien“, die vermietet werden – an unbedeutende Künstler, die „auch mal“ ausstellen wollen: pro laufendem Meter 100 € oder so. Künstlerische Qualität egal.
Selbstverständlich war kein DKZV-Mensch bei mir zu Besuch, ich habe nur versucht, mit
dieser fiktiven Begegnung das bescheuerte Gefühl zu illustrieren, wenn man –
egal, ob per Verlag oder Galerie – angeheuchelt wird und gar nicht gemeint ist:
Gemeint ist allein die Kontobewegung.
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