Montag, 27. Oktober 2014

Gedicht [gottesdienst]











gottesdienst

durch die hirnwindungen
dieser stadt wandern
zehntausend in ihre mitte –
erhoffen sich heilung
von ihren wünschen.
ja, die mitgliedschaft kostet,
„im namen gottes,
nimm drei davon“,
dann kriegst du
das ewige leben in bunt.
über glastreppen rollt
die welle der gläubigen,
vorbei an brunnen springen
die kinder, entdecken
begeistert im tiefen
ihr neu gekleidetes spiegelbild –
während die eltern sich
von opferstock zu opferstock weiter-
quälen, am schicksal der welt
mittragen, tüten und taschen
mit freundlichen predigten
halten und tauschen:
einer trage des anderen last.
jetzt singen kinderchöre davon,
dass sie unlustig sind,
aber trost kehrt ein mit
dem heiligen abendmahl
in der pappschale.
zum schlussakkord
reibt er sich seine hände, der gott
des verkaufsoff‘nen sonntags –




Text und Foto: © Marlies Blauth (2014)











1 Kommentar:

Michael Hermann hat gesagt…

Ein satirischer Genuss, liebe Marlies.
... wenn`s doch nur nicht so traurig wär`.
Herzliche Grüße,
Michael