Zuallererst sei gesagt, dass ich
hier weder auf politische Entwicklungen und Ereignisse schauen will, noch auf Klima-
und Naturkatastrophen. Das wären ganz eigene Themen, für deren Erörterung mir
die Kompetenz fehlt.
Gerade vor diesem Hintergrund schwerwiegender
Anzeichen und Geschehnisse bin ich sehr dankbar, ein Jahr hinter mich gebracht
zu haben, das in meinem persönlichen Bereich ohne Dramatik auskam und im Großen
und Ganzen gesund verlief, so dass ich mich ganz wunschgemäß auf meine
berufliche Tätigkeit konzentrieren konnte (ja: durfte). Das ist nicht
selbstverständlich; schwere Erkrankungen in meiner weiteren Bekanntschaft
zeigen, wie schnell man aus dem Alltag geworfen und wie groß die Sehnsucht nach
dem ganz normalen Leben werden kann.
Im Laufe meines Lebens habe ich
auch gelernt, dass ich nicht zu den Menschen gehöre, denen große Erkenntnisse
und Erfolge gleichsam über Nacht zufliegen; dass es vielmehr die Summe
kleinerer Ereignisse sind, die mein Leben lebenswert, vielleicht sogar „erfolgreich“
machen, kleine Freundlichkeiten, die sich ergeben oder erarbeitet sind (oder
beides), interessante Begegnungen, Gespräche. Das Unspektakuläre zieht sich wie
ein guter roter Faden durch mein Leben, nur an den Stellen, wo er (selten) mal
gerissen ist, gab es Größeres, allerdings Negatives, zu erleben. Daher bin ich
immer wieder froh über ruhige, vielleicht fast langweilige Verläufe. Denn nur
so habe ich Zeit und Muße, auch die Winzigkeiten gleichsam am Wegesrand zu
entdecken, nicht vorbeizusehen oder zu -hasten. Ich bin wie ein altertümliches
Lichtmikroskop, das nichts Neues zutage fördert, aber doch nach wie vor eine Ästhetik
des Ungewohnten und Rätselhaften aufzeigen kann, vielleicht manchmal auch
Aufschluss bringt. Aber doch unspektakulär – und vielleicht auch aus der Zeit
gefallen. Aber das ist nicht schlimm. Niemand muss überall „auf der Höhe der
Zeit“ sein – denn das geht gar nicht, so viel Lebenszeit ist nicht da.
Und so bin ich dankbar, künstlerisch
arbeiten zu können und zu dürfen, zu experimentieren, aus „Nichts“ (oder jedenfalls aus wenig) etwas zu machen, Ideen Gestalt annehmen zu lassen. Ich freue mich, an meiner Kohlestaub-Serie intensiv weiterarbeiten zu können, ich freue mich, einige Baumrinden-Madonnen geschaffen zu haben.
2018. Gleich zu Beginn erhielt
ich den 2. Preis der ruhrpoeten, der
mich sehr gefreut hat. Mein eher unscheinbares, titelloses Gedicht den tag dekoriert er … war nicht nur
beachtet, sondern sogar ausgezeichnet worden. Hanneliese Palm schrieb dazu: „Mit
einer ausgewählten Bildsprache verweist die Dichterin auf die Probleme der
Gegenwart und die Schwierigkeit, mit ihnen angemessen umzugehen.“ Es sollten
noch einige Veröffentlichungen in Anthologien und Zeitschriften folgen, exemplarisch
seien die Versnetze_elf und das Poesiealbum neu „My generation“ genannt.
Aber auch der Abdruck zahlreicher
Illustrationen von mir in Begegnungen.
Anthologie zum Aphorismuswettbewerb (Hrsg.: Friedemann Spicker und Jürgen
Wilbert, Deutsches Aphorismus-Archiv) war erfreulich, die Teilnahme an der
Ausstellung Hagener Künstlerinnen und
Künstler im Karl Ernst Osthaus-Museum, Hagen, oder an der Ausstellung Placebo – Nocebo im Wilhelm Fabry-Museum
Hilden. In letzterer zeigte ich meine Serien „Globuli I + II“, in denen ich z. T.
mit „echten“ Globuli (und Kohle) gearbeitet hatte.
Für alle, die sich jetzt die
Hände reiben ob der betont zweckentfremdenden, ja despektierlichen Behandlung der
Globuli: Manchmal nehme ich sie auch ein. Nachdem ich im Sommer zwei Zahnimplantate
gesetzt bekam (wobei mich ja sehr das Mini-Handwerkszeug wie Schraubendreher etc.
begeistert), habe ich den wunderbaren Placebo-oder-was-weiß-ich-Effekt genießen
dürfen: Schmerzlosigkeit ohne Schmerztablette. Das finde ich jetzt auch nicht weiter
lebensgefährlich, zumal ja die Schmerztablettenpackung immer in Griffnähe lag
und Schmerzen eh nicht lebensgefährlich sind. Beeindruckend fand ichs jedenfalls
– auch wenn manche jetzt beim Lesen aufjaulen werden, dass ich der Quacksalberei
auf den Leim gegangen bin. Seis drum. Ich lächle wieder … das ist rein
technisch wieder möglich, und ich lächle, weil die ganze Aktion glücklich
hinter mir liegt.
Einige erwähnenswerte (kleine) Lesungen
gabs auch (trotz Zahnlücke). Eine der schönsten fand in der Stadtbibliothek
Meerbusch statt. Wunderbare Menschen bereiteten alles so vor, dass man sich
wohl fühlen konnte. Danke!
Natürlich lief auch einiges nicht
so gut im letzten Jahr. Ich bin aber froh, dass das eher loriotmäßig abging
und niemandem so ganz schlimm weh tat: Da waren die Bilder, die sich noch im Bestand
einer nunmehr verstorbenen Galeristin befanden, der wiederum komplett an
einen Rotary Club „für gute Zwecke“ verschenkt wurde, obschon die Bilder noch mir
gehörten und nicht der Galerie.
Oder der Diebstahl meines Engels auf
dem Krippenweg in Schwerte. Da machte sich jemand tatsächlich mit Leiter und
Schneidewerkzeug auf den Weg, mein Bild für sich selbst abzuzwacken. Mich interessiert
in derartigen Fällen ja immer, wie solche Geschichten weiter gehen: Wo ist mein
Engel jetzt? Und warum? Er wäre ja legal zu erwerben gewesen, erschwinglich,
weil es ein Digitaldruck war. Aber doch meine
Kunst!
Dann gab es diese vermaledeite DSGVO. Ob sie was gebracht hat? Außer Kosten und Mühen, wenn man einen Blog oder eine Homepage hat? Hinterher konnten wir nur entweder sagen: nach bestem Wissen und Gewissen ... ja. Oder den ganzen Krempel abschalten. Das hätte ich allerdings schade gefunden, ein fast 8-jähriger Blog ist einfach zu kostbar.
Andere haben ihre Seite wirklich vom Netz genommen. Auf diese Weise ging eine wunderschöne Rezension meines ersten Buches verloren, die ich (wirklich dumm) nicht kopiert hatte (denn sie stand ja im Netz ... *hüstel*). Da der Autor, der liebe Michael Starcke, schon seit längerer Zeit verstorben ist, konnte ich auch nicht um eine Kopie bitten.
Andere haben ihre Seite wirklich vom Netz genommen. Auf diese Weise ging eine wunderschöne Rezension meines ersten Buches verloren, die ich (wirklich dumm) nicht kopiert hatte (denn sie stand ja im Netz ... *hüstel*). Da der Autor, der liebe Michael Starcke, schon seit längerer Zeit verstorben ist, konnte ich auch nicht um eine Kopie bitten.
Ferner lief eine Ausstellung
nicht so dolle, in der man mein Bild neben eine Tür an einen Treppenaufgang
gepflanzt hatte (was ihm wirklich nicht gut tat); und da die Hängung einer Menge von Bildern nicht gut tat, bekam die Ausstellung, nicht zu Unrecht, eine Gießkanne voller verbaler Haue. Die allerdings so formuliert waren, dass sie die Qualität unserer Arbeiten angriffen oder
-zweifelten und kaum einen Hinweis darauf boten, dass die Organisatoren vielleicht doch zu wenig in ihren Räumen zu Hause waren. Die Mühe, die wir KünstlerInnen aufwenden mussten, stand in einem schiefen Verhältnis zum Ergebnis. Aber der Katalog ist immerhin schön.
-zweifelten und kaum einen Hinweis darauf boten, dass die Organisatoren vielleicht doch zu wenig in ihren Räumen zu Hause waren. Die Mühe, die wir KünstlerInnen aufwenden mussten, stand in einem schiefen Verhältnis zum Ergebnis. Aber der Katalog ist immerhin schön.
Letztlich freue ich mich
über eine positive Bilanz: Interessante Einladungen und Begegnungen,
spannende Herausforderungen. Ich bin dankbar für ein gutes Jahr.
Und nun wünsche ich allen ein
gutes, schönes, gesundes, vor allem aber friedliches Jahr 2019. Den Frieden
Gottes, der höher ist als unsere Vernunft … (da müssen die Nicht-Gläubigen jetzt
mal durch).
Marlies Blauth
2 Kommentare:
Moegest Du ein gesegnetes 2019 erleben!
Das wünsche ich dir auch, von Herzen!
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